Füllwörter, Phrasen, Floskeln, Worthülsen Mit großem Interesse beobachte ich die Entwicklung der deutschen Umgangssprache. Es ist faszinierend, wie plötzlich neue Füllwörter erscheinen, die nach kürzester Zeit in aller Munde sind. Zuerst benutzen sie nur wenige. Häufig sind sie zu Anfang auf bestimmte Alters- oder Berufsgruppen begrenzt. Ehe man es sich versieht, hört man sie dann bei jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit, zum Teil gleich mehrmals im selben Satz. Diese Mode-Floskeln werden nicht bewusst, sondern völlig gedankenlos willkürlich in die Sätze eingefügt. Sie rutschen einfach so in die gesprochene Sprache. Die neueste Erscheinung ist der Gebrauch von „tatsächlich“. Das Erfreuliche daran ist, dass es sinngemäß meistens passt. Anders ist es bei „genau“. Häufig ist hier nämlich das Gegenteil der Fall. Bei „keine Ahnung“ passt es schon eher, aber dafür fehlt dann oft der logische Zusammenhang. Ich sag mal, es geht auch ohne!
Wenn man auf ein Fehlverhalten aufmerksam gemacht wird, kann man das leicht als Affront verstehen. Man kann sich kritisiert oder sogar bloßgestellt fühlen. Besserwisser waren daher schon in der Schule unbeliebt! Manchmal macht es aber durchaus Sinn, jemanden auf einen Fehler aufmerksam zu machen, wenn man sie/ihn zum Beispiel vor einer Gefahr bewahren will. Um die richtige Entscheidung zu treffen, kann man sich mit 3 Fragen behelfen: • Ist es wahr? • ist es wichtig? • macht es Freude? Kann man mindestens 2 dieser Fragen mit Ja beantworten, dann sollte man tatsächlich etwas sagen. Wenn ich beim Essen feststelle, dass meinem Gegenüber eine Nudel unter der Nase klebt, ist es nicht verkehrt, diskret darauf aufmerksam zu machen. Damit bewahre ich ihn davor, sich lächerlich zu machen. (ich brauche mich dabei ja nicht so anzustellen wie im berühmten Loriot-Sketch!) Wenn mein Chef irrtümlich zuerst meinem Mann und danach erst mir die Hand zur Begrüßung reicht, gehe ich dagegen am besten darüber hinweg. Andernfalls könnte er sich bevormundet fühlen. Es gibt nicht für alles fixe Regeln. Manchmal muss man auch auf sein Gefühl hören.
Vor kurzem wurde ich gefragt, ob man Essenslieferanten Trinkgeld geben müsse und ob das auch bei der Abholung von Speisen angebracht sei. Wenn das Essen geliefert wird, sollte man auf jeden Fall ein kleines Trinkgeld geben. Das braucht nicht so hoch zu sein wie im Restaurant, weil ja auch der Aufwand geringer ist. Je nach Entfernung und Witterungsverhältnissen sollte es ein glatter Betrag, zum Beispiel ein Fünf- oder Zehn-Euro-Schein sein. Beim Abholen von Speisen muss man sehen, ob die Bestellung vom Chef selbst oder von einem Angestellten übergeben wird. Dem Chef braucht man generell kein Trinkgeld zu geben, aber dem Angestellten kann man einen kleinen Obulus zustecken. Das hängt davon ab, ob man ein umfangreiches Menü abholt oder nur eine Pizza, die ohne viel Aufwand in einen Karton gesteckt wird. Auch einige andere Lieferanten erwarten ein Trinkgeld. Denken wir an den Zusteller, der uns den Geburtstags-Strauß bringt. Der freut sich sicher über ein kleines Trinkgeld. Auch dem netten Auslieferer, der uns die bestellten Medikamente von der Apotheke bringt, sollte man mal etwas zustecken. Je nachdem, kann man den Rechnungsbetrag aufrunden oder noch etwas dazulegen. Wer sonst noch Trinkgeld kriegen soll? Zum Beispiel der Handwerker, der für die Heizungswartung ins Haus kommt, der Monteur, der uns die Waschmaschine installiert oder der Mechaniker, der unser Auto repariert, auch der hilfsbereite Müllmann, der uns das komplizierte Aufladen des Grünschnitts abgenommen hat, und natürlich die Frisörin. Hier gilt auch, der Chef erwartet kein Trinkgeld, seine Angestellten sind aber darauf angewiesen. All diese Zuwendungen sollte man diskret übergeben und vor allem nicht umständlich im Portemonnaie suchen oder allzu kleine Münzen zusammenklauben. Ich kann mich an einen kleinen Teller im Hausflur meiner Großeltern erinnern. Wenn ein Fest anstand und man Blumen- oder Geschenklieferungen erwartete, lagen dort immer entsprechende Münzen für die Auslieferer bereit.