Wenn ich mich nur mit dem Vornamen vorstelle, gebe ich meinem Gegenüber damit zu verstehen, dass ich geduzt werden möchte. Es heißt aber noch nicht, dass ich ihn auch duzen darf.
Normalerweise geht es heute viel lockerer zu als früher. Unter gleichaltrigen jungen Leuten duzt man sich automatisch, und dabei gibt es praktisch keine gesellschaftlichen Schranken. Da duzt der Verkäufer den Kunden und der Gast duzt den Kellner. Für Menschen jenseits der 50 ist das etwas gewöhnungsbedürftig.
In vielen Berufszweigen gehört das vertrauliche Du unter Kollegen heute zum Alltag. Selbst im Krankenhaus, wo eine klare Hierarchie herrscht, bildet häufig nur noch der Chefarzt eine Ausnahme. Alle anderen sprechen sich mit Vornamen und Du an.
Die weibliche Stimme im Call-Center des Online-Shops spricht den Anrufer ebenso mit dem vertraulichen Du an wie der Mitarbeiter beim Pizza Lieferservice. Der Rentner am anderen Ende der Leitung empfindet das möglicherweise als respektlos, .... wenn er es nicht als Kompliment für seine jugendliche Stimme interpretiert.
Andererseits gibt es auch heute noch Domänen, wo es traditionell förmlicher zugeht. Im Bereich der gehobenen Hotellerie und der Edel-Gastronomie zum Beispiel wird viel Wert gelegt auf die korrekte Anrede, genauso wie in gewissen etablierten Firmen und Dienstleistungsbetrieben. Man denke an Nobelkarossen oder Schmuck.
Glücklicherweise sind Smartphones und Tablets längst nicht mehr nur den Jungen vorbehalten, und so schaut auch Oma gelegentlich im Apple Store vorbei. Das bedeutet aber nicht, dass sie dort genauso angesprochen werden will wie der coole Teenager.